Gerade nach einer kieferorthopädischen Behandlung haben die Zähne eine erhöhte Rückstelltendenz. Aber auch viele Jahre später können einige Faktoren eine erneute Bewegung der Zähne begünstigen. Aus diesem Grund möchte die Kieferorthopädie das Behandlungsziel aufrechterhalten, weshalb herausnehmbare und festsitzende Schienen zum Einsatz kommen. Die sogenannten Retainer sorgen dafür, dass die Zähne in der gewünschten Position bleiben. In diesem Artikel klären wir dich über Vor- und Nachteile der Zahnstabilisatoren auf.
Retainer-Definition: Was ist ein Retainer?
Der Retainer ist ein kieferorthopädisches Gerät, welches dazu beiträgt, die Zähne nach einer Zahnspangen-Behandlung in der neuen Position zu bewahren. Damit wird eine erneute Zahnfehlstellung verhindert. Zähne verändern ein Leben lang ihre Position – insbesondere nach einer Zahnkorrektur kann es zur inkorrekten Ursprungsstellung kommen. Die Kieferorthopädie kann die Zähne so weit stabilisieren, dass eine Bewegung in die Ursprungsposition verhindert wird. Diese Stabilisierung wird „Retention“ genannt. Hilfestellungen leisten an dieser Stelle herausnehmbare und festsitzende Retainer (zu Deutsch: „Halter“). Sie halten die Zähne in der Idealposition. Zur Auswahl stehen verschiedene Modelle, die wir in den nachstehenden Abschnitten genauer vorstellen.
Retainer für den Ober- und Unterkiefer
Zähne haben die Tendenz, sich nach einer Zahnspangen-Korrektur in die ursprüngliche Position zurückzubewegen. Um davor zu schützen, gibt es herausnehmbare oder festsitzende Retainer. Die Kieferorthopädie entscheidet, welche Variante am besten geeignet ist.
Festsitzender Retainer
Sofern ein hohes Risiko besteht, dass sich die Zähne nach der Korrekturphase erneut verschieben, kommen meistens festsitzende Retainer zum Einsatz. Diese heißen auch Lingual-Retainer und sind an der Innenseite der Zähne befestigt. Um eine Verschiebung der Zähne zu verhindern, wird ein dünner Draht auf die Innenseite der Front- und Eckzähne geklebt. Die Anzahl der Befestigungspunkte ist dabei unterschiedlich: Sechs Klebepunkte fixieren maximal von Eckzahn zu Eckzahn – vier Klebepunkte stabilisieren wiederum nur die vier Frontzähne. Der dünne Draht muss in der Regel mehrere Jahre getragen werden und ist von außen nicht zu erkennen.
Vor- und Nachteile festsitzender Retainer
Vorteile:
- Die Haltbarkeit ist nahezu unbegrenzt.
- Langes Tragen ist problemlos möglich.
- Das Modell ist nicht sichtbar.
- Es bietet eine sehr gute Stabilisierung.
- Es kann nicht verloren gehen und die Anwendungsweise ist einfach.
Nachteile:
- Das Gerät kann zum Essen nicht entfernt werden.
- Es lässt sich nur schwer reinigen, was Zahnstein und Plaque begünstigen kann.
- Bei Problemen ist ein sofortiger Besuch in der Arztpraxis notwendig.
- Stabilisiert meistens die Frontzähne und kann durch das Beißen sehr schnell zu Schaden kommen.
Herausnehmbare Retainer
Herausnehmbare Retainer eignen sich bei leichten oder mittelschweren Korrekturen. Die Tragedauer des Retentionsgeräts wird in den meisten Fällen sukzessive verkürzt. Bei den herausnehmbaren Retainern gibt es zwei unterschiedliche Modelle:
- Platten-Retainer: Dieses Modell ähnelt einer losen Zahnspange. Es besteht aus einem festen Kunststoffteil mit Drahtelementen, die die Zähne einrahmen. Anders als die lose Zahnklammer übt das Retainer-Modell keinen Druck aus – es sorgt passiv für eine Stabilisierung des aktuellen Zustands.
- Transparente Kunststoffschienen: Die Schienen sehen optisch aus wie ein Aligner oder eine Zahnschiene. Sie bestehen aus durchsichtigem Kunststoff und eignen sich perfekt, sofern das Retentionsgerät auch tagsüber getragen werden soll. Die Modelle sind von außen kaum zu erkennen und deshalb bei Patient:innen sehr beliebt.
Tipp: Wenn du beim Einsetzen eines herausnehmbaren Retainers merkst, dass die Zähne spannen, solltest du einen Termin in der Facharztpraxis vereinbaren. Es könnte sein, dass sich die Zähne trotz Retainer verschieben und ein häufigeres Tragen notwendig ist.
Vor- und Nachteile herausnehmbarer Retainer (Platten-Retainer)
Vorteile:
- Material hält bis zu 20 Jahre.
- Die Farbe ist individuell zu gestalten.
- Kann vor dem Essen und der Zahnreinigung entfernt werden.
Nachteile:
- Das Modell ist sichtbar.
- Es erfordert aktive Mitarbeit der Patient:innen
- Kann das Sprechen der Patient:innen beeinträchtigen.
- Anfängliche Schmerzen sind möglich.
Vor- und Nachteile Kunststoffschiene
Vorteile:
- Das Modell ist von außen nur schwer zu erkennen.
- Die Anwendung ist sehr einfach.
- Die Schiene lässt sich sehr simpel entfernen.
Nachteile:
- Die Haltbarkeit beträgt nur ein Jahr, was regelmäßig ein Ersatzmodell erfordert.
- Die Schiene kann verloren gehen.
- Die Anwendung braucht eine aktive Mitarbeit der Patient:innen, was das Behandlungsergebnis bei unregelmäßigem Tragen negativ beeinträchtigen kann.
Retainer für die Zähne & als Folgebehandlung nach einer Zahnspange
Die Zähne sind nicht starr im Kieferknochen verankert. Das umgebende Bindegewebe ist straff, aber beweglich im Zahnfach aufgehängt, was für eine langsame Bewegungsfähigkeit der Zähne sorgt. Bei einer kieferorthopädischen Behandlung wird das Gewebe stark gedehnt, sodass die Zähne im Anschluss instabil sein können. Darüber hinaus haben Zähne die Tendenz, sich in die Ursprungsformation zurückzubewegen – das ist insbesondere bei einem voll ausgewachsenen Kieferknochen der Fall. Diesen gesamten Vorgang nennt man in der Medizin „Rezidiv“. Viele Kieferorthopäd:innen empfehlen aus diesem Grund eine Stabilisierungsphase. Die Rückfallneigung gilt als besonders hoch, sofern die Zahn- und Kieferfehlstellung mit einer festen Zahnspange behoben wurde.
Ist ein Retainer zwingend notwendig?
In vielen Fällen ist ein Zahnstabilisator notwendig, weil nur so die Ergebnisse der Zahnkorrektur langfristig erhalten bleiben. Sofern eine kieferorthopädische Behandlung stattfindet, basiert dies in der Regel auf Zahn- und Kieferfehlstellungen, die korrigiert werden müssen, um das Erscheinungsbild und die Funktion der Zähne zu verbessern. Nach Beendigung der Behandlung müssen die Zähne in der finalen Position gehalten werden, damit eine Bewegung in die Ursprungsposition ausbleibt. Der Zahnstabilisator verhindert eine solche Verschiebung. Wer also langfristige Ergebnisse bei den kieferorthopädischen Behandlungen erzielen möchte, sollte den Empfehlungen der Mediziner:innen folgen.
So funktioniert die Behandlung mit einem festsitzenden Retainer
Als Erstes wird der Draht nach der Zahnspange an das Gebiss angepasst. Dies kann nur im Labor erfolgen und erfordert einen Zahnabdruck, der in der ausgewählten Praxis abgenommen wird. Die Prozedur ist zwar völlig schmerzfrei, aber für viele Patient:innen sehr unangenehm. Der geflochtene oder gezogene Draht wird individuell an die jeweilige Zahnstellung angepasst. Anschließend werden die Zähne mit einer Säure behandelt, um den Zahnschmelz für den speziellen Zahnkleber aufnahmefähig zu machen. In den meisten Fällen kommen die Schienen am Unterkiefer zum Einsatz. Die Anzahl der Zähne, die mit dem Draht verbunden werden, hängt von der Zahnfehlstellung und den individuellen Merkmalen des Gebisses ab.
Wenn der Zahnstabilisator angebracht ist, folgen regelmäßige kieferorthopädische Kontrolltermine. Hierbei werden der Draht und die Klebestellen des Geräts überprüft. Außerdem lässt sich feststellen, ob die Zähne wie gewünscht in ihrer Position verbleiben. Normalerweise wird ein festsitzender Stabilisator nur einmal angebracht, weil er ein Leben lang halten kann. Es kann vorkommen, dass die Zähne beim Beißen auf den Draht stoßen – das kann den Draht oder die Klebung beschädigen. Das Essen harter Nahrung wie z. B. Nüsse, Nussschalen oder Knäckebrot kann ein solches Szenario begünstigen.
Die Kosten für Retainer – Was wird von den Krankenkassen möglicherweise übernommen?
Die Retainer-Kosten sind von der Art, dem verwendeten Material und dem Aufwand der Anfertigung abhängig. Auch die Tragedauer beeinflusst die Kostenstruktur. Im Durchschnitt kostet ein Zahnstabilisator pro Kiefer rund 300 Euro. Bei einer durchsichtigen Retentionsschiene betragen die Kosten im Durchschnitt ca. 150 Euro. Wenn medizinische Notwendigkeit besteht, werden die Retainer-Kosten für herausnehmbare Modelle von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet. Das gilt nach dem Tragen einer Zahnspange für bis zu zwei Jahre. Innerhalb dieser zwei Jahre kommt die Krankenkasse auch für mögliche Reparaturkosten auf. Festsitzende Zahnstabilisatoren sind meistens eine Privatleistung und werden von der gesetzlichen Krankenversicherung nur erstattet, wenn im Unterkiefer ein Engstand von mindestens „Grad 3“ herrscht. Den Antrag müssen die Versicherten vor Beginn der Behandlung stellen.
Retainer entfernen & die Kosten – Was muss man berücksichtigen & wie lange dauert das?
Der Zahnstabilisator ist so konzipiert, dass ein langfristiges Tragen problemlos vonstattengehen kann. Nur auf diese Weise lassen sich bestmögliche Ergebnisse bei der Zahnkorrektur erzielen. Es gibt einige Fälle, in denen die Entfernung des Retainers notwendig sein kann:
- Der Retainer-Draht ist gelöst, beschädigt oder abgenutzt und muss ersetzt werden.
- Der Zahnstabilisator verursacht Schmerzen im Mund.
- Eine erneute kieferorthopädische Behandlung ist erforderlich.
Ein festsitzendes Modell entfernen die Kieferorthopäd:innen bei einem Termin in der Praxis. Das dauert in der Regel nur einige Minuten. Bei der Sitzung entfernen die Mediziner:innen auch die Klebereste von den Zähnen. In wenigen Fällen kann die Entfernung des Retainers erforderlich sein. Meistens ist aber ein langfristiges Tragen zu empfehlen. Besprich etwaige Problemstellungen auf jeden Fall mit deiner kieferorthopädischen Arztpraxis.
Wie lange trägt man einen Retainer?
Die Tragedauer hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der individuellen Zahnkorrektur der Patient:innen und des ausgewählten Retainer-Modells. Meistens sollen die Retentionsschienen in den ersten Monaten nach der Zahnspangenentfernung jeden Tag getragen werden. Danach kann die Häufigkeit individuell variieren. Mitunter müssen Patient:innen den Zahnstabilisator auch nur nachts tragen. Andere Betroffene müssen den Retainer womöglich ganztägig tragen. Und das sogar über mehrere Jahre hinweg. Oftmals sieht der Behandlungszeitraum wie folgt aus:
- Dauerhaftes Tragen für sechs Monate
- Sukzessive Reduzierung der Tragezeit tagsüber
- Nach weiteren sechs Monaten wird das Gerät nur noch nachts getragen
- Die Anzahl der Nächte wird immer weiter reduziert
Welche Nachteile oder Nebenwirkungen haben Retainer?
Der Zahnstabilisator hat keine nennenswerten gesundheitlichen Nachteile, sofern dieser ordnungsgemäß getragen und von den behandelnden Kieferorthopäd:innen angepasst wird. Es gibt natürlich einige Nebenwirkungen, die mit dem Tragen eines Retainers verbunden sein können. Dazu gehören beispielsweise:
- Mundtrockenheit: Ein herausnehmbares Modell kann die Speichelproduktion beeinträchtigen und zu Mundtrockenheit führen.
- Zahnschmerzen: Bei einer festsitzenden Variante kann es vorübergehend zu Zahnschmerzen kommen. Vor allem, wenn sich die Zähne an die neue Position gewöhnen müssen.
- Reizung Mundschleimhaut: Der herausnehmbare Stabilisator kann Reizungen in der Mundschleimhaut verursachen.
- Bakterien und Plaque: Der Retainer muss regelmäßig gesäubert werden, um Plaque-Aufbau und Bakterienansammlungen zu vermeiden.
- Zahnstein und Karies: Retainer verursachen Zahnstein und Karies, wenn die Geräte nicht regelmäßig gereinigt werden oder die allgemeine Mundhygiene zu wünschen übriglässt.
Retainer reinigen: Was ist dabei zu beachten?
Herausnehmbare Zahnstabilisatoren sind täglich zu reinigen, um Nahrungsreste und Bakterien zu beseitigen. Am besten verwendest du dafür lauwarmes Wasser und spülst die Retentionsschiene damit gründlich ab. Hilfreich können auch spezielle Reinigungsmittel sein, die im Einzelhandel zur Reinigung von Zahnspangen und Prothesen erhältlich sind. Nach dem Einweichen solltest du zusätzlich eine weiche Bürste verwenden. Zahnpasta enthält Schleifmittel, was die Kunststoffteile der Schiene beschädigen könnte. Demnach solltest du beim Reinigen der Zahnstabilisatoren auf den Einsatz jeglicher Zahncreme verzichten.
Bei einem festsitzenden Modell ist die tägliche Mundhygiene besonders entscheidend. Idealerweise verwendest du eine Munddusche und Interdentalbürsten, um die Zahnzwischenräume bestmöglich zu säubern. Es ist wichtig, dass sich zwischen Draht und Zahn keine Beläge bilden.
Tipp: Wenn du einen festsitzenden Zahnstabilisator trägst, solltest du in der Zahnarztpraxis regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung (PZR) durchführen lassen. Bei einer solchen Sitzung werden Plaque und Zahnstein sehr gut entfernt. Auf diese Weise kannst du Zahnerkrankungen wie Parodontose oder Karies bestmöglich vorbeugen. Viele gesetzliche Krankenversicherungen übernehmen mittlerweile einmal im Jahr die Kosten für eine PZR.
Tipps für die Zahnpflege bei festsitzendem Retainer
Problematisch ist das Erreichen der Zahnzwischenräume. Um den Draht herum lassen sich die Zähne nicht sonderlich gut putzen – an manchen Stellen besteht sogar die Gefahr, dass die Zahnbürste sich am Draht verheddert. Die Folge: Man schafft eine Wohlfühloase für Keime, die sich um den Draht herum sammeln und Zahnstein verursachen. Um ein solches Szenario zu verhindern, empfehlen sich eine elektrische Schallzahnbürste und eine Munddusche. Mithilfe der sanften Rotation werden die Zahnzwischenräume besser erreicht und schonend gereinigt. Darüber hinaus kann auch der Draht mit dieser Reinigungstechnik nicht zu Schaden kommen. Wenn du anschließend eine hochwertige Munddusche benutzt, beseitigst du auch alle Speisereste und Bakterienansammlungen in den Zahnzwischenräumen.
Was sollte man beim Tragen eines Retainers nicht essen?
Der Draht des Stabilisationsgeräts kann durch scharfkantige oder harte Einflüsse zu Bruch gehen. Deshalb solltest du beim Tragen eines Retainers auf einige Lebensmittel verzichten. Gerne nennen wir dir dazu Beispiele:
- Klebrige oder harte Lebensmittel wie z. B. Kaugummi, Karamell, Bonbons und Nüsse können den Retainer beschädigen oder lockern.
- Knusprige Lebensmittel wie z. B. Popcorn, harte Brötchen oder Chips können den Retainer ebenfalls zu Bruch bringen.
- Zuckerhaltige Lebensmittel wie Softdrinks, Schokolade oder Süßigkeiten können das Karies-Risiko erhöhen, was besonders in Verbindung mit einem Zahnstabilisator gefährlich für die Zahngesundheit ist.
Darüber hinaus solltest du nach den Mahlzeiten deinen Mund gründlich putzen und spülen, damit Bakterien und Essensreste keine Chance haben, sich im Mundraum zu verbreiten. Sofern der Stabilisator beschädigt ist, sollte dieser schnellstmöglich repariert oder ersetzt werden.
Fazit
Nach einer kieferorthopädischen Behandlung sind die Zähne zwar in der richtigen Position, allerdings sind sie noch nicht richtig stabilisiert. Ohne Nachbehandlung werden sich die Zähne schrittweise wieder in die Ursprungslage bewegen – damit wäre das mühsam erkämpfte Behandlungsergebnis in Gefahr. Die Lösung sind festsitzende oder herausnehmbare Retainer. Welches Modell das Richtige ist, hängt von der individuellen Kieferstruktur und den ehemaligen Zahnfehlstellungen ab. Auch die Tragedauer ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich: Manche Patient:innen müssen ein Leben lang Zahnstabilisatoren tragen – andere wiederum brauchen es nur für wenige Jahre oder einige Monate. Weil mit einem Retainer nach wie vor ein erhöhtes Karies- und Zahnsteinrisiko herrscht, ist ein hohes Maß an Selbstdisziplin bei der täglichen Zahnhygiene erforderlich. Nutze rotierende elektrische Schallzahnbürsten und Mundduschen, um etwaigen Zahnerkrankungen bestmöglich vorzubeugen. Außerdem ist die professionelle Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis des Vertrauens eine exzellente Präventivmaßnahme.